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Copyright


Das zweite Klischee betrifft natürlich das Copyright. Wir vergessen über diese Diskussion sehr leicht, daß eine für das moderne Publikationswesen so zentrale Frage wie der Schutz geistigen Eigentums historisch eher jüngeren Datums ist und daß sie mit den Produktionsbedingungen von Autoren und Verlegern Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zu tun hat. Die Interessen, die hier geschützt werden, sind nicht sosehr diejenigen eines geistigen Urhebers (teilweise ohnehin eine Fiktion angesichts der Interdependenz von Texten und Produktionskontexten) als die eines ausdifferenzierten Verwertungsapparates. Mit der Modifikation des Produktions- und Distributionsapparates werden auch jene verbürgten Rechte tendenziell zu Anachronismen. Dies rührt freilich auch an den Grundfesten der Bildungsinstitutionen, die erst im Übergang zum neunzehnten Jahrhundert davon abgingen, die vorhandenen klassischen Texte zu lesen und zu erläutern, zu interpretieren und zu kommentieren, um an den Platz der Überlieferung das moderne Konzept der Autorschaft zu setzen: zuerst wird in der akademischen Gemeinschaft das Papiermedium (Zeitschrift, Buch) als Zentrum der intellektuellen Sozialisations- und Gratifikationsprozesse favorisiert. Gedrucktes rückt jetzt langsam aus dem Zentrum und wird durch andere Diskursmedien wenn nicht ganz ersetzt, so mindestens doch ergänzt. Wir werden in der nahen Zukunft nicht nur viele Verleger fallen sehen, sondern auch das autorenbezogene Copyright. Wer darob die apokalyptische Klage vom Kulturzerfall erhebt, möge sich ernsthaft fragen, welche öknomomischen Interessen er vertritt.
 

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