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"Das Time-Sharing Verfahren"
 
Time-Sharing bedeutet, dass sich mehrere Nutzer zeitgleich die Leistung eines Rechners teilen. Der Aufbau war sternförmig: Der Zentralrechner als Mittelpunkt, und um ihn herum waren die Terminals aufgebaut, mit denen Nutzer den Zentralrechner zeitgleich betätigen konnten.

Das Problem bei dieser Art des Netzaufbaus ist natürlich die Störungsanfälligkeit. Lochkarten wurden für die Benutzer des Zentralrechners für den Datenaustausch nun nicht mehr gebraucht, und schnell wurde der Vorteil erkannt, der demzufolge entstünde, wenn man auch geographisch entferntere Rechner miteinander verbünde: Es wäre nicht mehr nötig, mit vielen Lochkarten weit zu reisen, um Daten auszutauschen. Außerdem spielte der finanzielle Aspekt eine große Rolle: Viele Benutzer konnten von einem teuren Rechner profitieren.

Die Frage war, wie dieses Verbindungssystem strukturiert sein sollte. Das Time-Sharing-System hatte jedenfalls einige schwerwiegende Nachteile: Es war nicht möglich, eine unbegrenzte Anzahl von Terminals an den Zentralrechner anzuschließen. Ferner konnten nur Terminals desselben Herstellers oder Typs auf diese Weise miteinander verbunden werden. Wenn in einer Leitung ein Fehler auftrat, ließ dieser den Zentralrechner ausfallen, so dass an keinem angeschlossenen Terminal gearbeitet werden konnte. Das war wichtig, weil die US-Air Force sich darum sorgte, dass nach einem Atombombenabwurf auf die USA durch die Sowjets die Kommandostruktur nicht aufrecht erhalten werden könnte. Wenn also eine Leitung beschädigt war, waren alle an den Zentralrechner angeschlossenen Computer außer Gefecht gesetzt.

Paul Baran befaßte sich mit diesem Problem. Ein dezentrales Netzwerk sei zwar schon störungsunempfindlicher als das zentrale, doch auch hier sei der hierarchische Aufbau das Problem: Dezentral bedeutet hier nämlich nicht, dass jeder Rechner mit jedem verbunden ist, sondern dass mehrere zentrale Netzwerke miteinander verbunden werden. Die Zerstörung einer einzigen Leitung hätte möglicherweise den Ausfall eines gesamten Teils des Netzes, also mehrerer Rechner, zur Folge. Baran hielt deshalb das "distributed network" am geeignetsten.

Bei dieser Art des Netzaufbaus fiel der Zentralrechner weg. Jeder sich in diesem Netz befindende Computer hatte selbst alle Funktionen und war daher nicht mehr auf die Leistung eines Zentralrechners angewiesen. Ein weiterer Vorteil war, dass es bei Datentransfers stets viele Wege vom Sender zum Empfänger gab. Um das gesamte Netzwerk lahmzulegen, müßte daher jede einzelne Leitung zerstört werden, und das wäre selbst durch die befürchteten russischen Atombomben nur sehr schwer möglich.
 

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