Das prominenenteste Beispiel für eine große Firma, die im Kampf und
die Marktherrschaft auf der Strecke blieb, ist sicherlich Commodore.
Der Niedergang der Firma begann eigentlich schon in den späten
Achtzigern. Bis dahin war Commodore ein Musterbeispiel für Erfolg
gewesen. Mit dem C64 und dem Amiga 500 hatte man 2 der meistverkauften
Heimcomputer aller Zeiten entwickelt, aber ab diesem Zeitpunkt machte
das Managment der Firma so ziemlich alles falsch, was man falsch machen
konnte.
Zum einen wurden auf der Amiga-Schiene komplett falsche Wege
eingeschlagen:
z.B. wurde der bis dahin so erfolgreiche Amiga 500 durch seinen
Nachfolger, den Amiga 500+ ersetzt. Dieser war zwar serienmäßig
besser ausgestattet als der "normale" Amiga 500 (1 MB RAM,
ECS-Chipsatz, Workbench 2.0,...) war aber nich hardware-kompatibel zum
alte 500er, sodaß viele Spiele, die sehr hardwarenah programmiert
waren, auf ihm nicht liefen. Währendessen warf Commodore die alten
500er die man noch auf Lager hatte zu Schleuderpreisen auf den Markt,
was zur Folge hatte, dass sich fast alle Käufer auf diese Schnäppchen
stürtzten und der A500+ in den Regalen vergammelte. Daraus wurde dann
der A600, der ebenfalls zum Flop wurde. Trotz aufgemotzter Hardware war
der A600 einfach schlecht designed. Das Motherboard steckte in einem
viel zu kleinen Gehäuse und die Tastatur war ergonomisch schlechter
als jene des A500 und besaß zudem keinen eigenen Ziffernblock, was zur
Folge hatte, dass in manchen Spielen nicht alle Featres genutzt werden
konnten, da diese zwischen normalen Ziffertasten und jenen auf dem
Zehnerblock unterschieden.
Ein anderes Beispiel ist die Einführung des Amiga 3000, der am 24.
April 1990 vorgestellt wurde. Die Hardware war für damalige Zeiten
beeindurckend: Motorola 68030 CPU, 25 MHz Takt, SCSI-Bus mit
Festplatte, einheitliche 32-bit Architektur und einiges mehr. An diesem
Gerät zeigte sich sogar der Workstation Hersteller Sun Microsystems
interessiert. Sun wollte den A3000 als Begleitsystem für die neuen
SPARC Workstations unter dem Namen SUN als OEM Gerät vermarkten. Dazu
war sich Commodore zu fein und lehnte ab. Sun kaufte in Fernost ein,
und Commodore entgingen etliche Millionen Dollar.
Der eigentliche Sargnagel Commodores war aber das PC Geschäft. Obwohl
die Firma mit der Amiga Serie eigentlich recht erfolgreich war, meinten
die Manager 1985, man müsse auch in der PC Branche einsteigen. Ab 1985
produzierte Commodore in Brauznschweig PC's. Doch anders als als alle
anderen Anbieter kaufte Commodore seine Hardware nicht in Fernost ein
um sie dort usammenbauen zu lassen und dann "Commodore"
draufzukleben. Nein, das hatte zuwenig Stil. Man baute die Geräte
komplett selbst (vom Netzteil bis zur Graphikkarte), was zur Folge
hatte, dass man mit den Preisen der Konkurrenz nicht mithalten konnte
und die Käufer natürlich die billigeren aber gleichguten
Konkurrenzprodukte vorzogen. Anstatt sich nach diesen anfänglich Flops
wieder voll auf die erfolgreiche Amiga Serie zu konzentrieren, warf
Commodore immer mehr Geld in die PC-Produktion, die schön langsam die
Gewinne der Amigasparte auffraß (die zusehends auf Eis gelegt wurde,
und damit ihren Technologievorsprung gegenüber dem PC verlor). Als
unangenehmen Nebeneffekt ruinierte sich Commodore durch diese
Starrköpfigkeit auch noch das Image, da es jetzt so aussah, als ob man
selbst nicht an den Amiga glaubte. Trotz anhaltender
Erfolglosigkeitwurde die PC Produktion erst 1992 eingestellt - viel zu
spät, zu viel Schaden war schon angerichtet.
Neben dieser Fehlplanung der Unternehmungsführung hatte Commodore auch
ein gewaltiges Marketingproblem. Während die Konkurrenz gern mit neuen
Produkten prahlte und Werbung machte um die Käufer heiß zu machen,
hüllte sich Commodore stets in Schweigen und dementierte oft sogar die
Entwicklung neurer Geräte, die dann überraschend doch präsentiert
wurden. Dadurch wurden sehr oft Entscheidungen getroffen, die den
Kundenwünschen entgegenliefen.
Ausserdem zeichnete sich Commodore gegenüber Programmierern durch
besondere Arroganz aus. Man gab den Softwareentwicklern weder Rabatte
noch half man ihnen mit Spezifikationen oder wichtigen
Hardwareinformationen. Das hatte zur Folge, dass viele Programmierer
entnervt zum PC oder zum Mac wechselten. Als weiterer Stolperstein für
Commodore erwies sich die steigende Anzahl von >Raubkopien
im Bereich der Amigaspiele, was dazu führte dass viele Firmen nur mehr
für den PC produzierten.
Im Jahr 1992 verlor Commodore 357 Millionen Dollar und der Marktanteil
fiel auf magere 1.7 %. Das Ende - man entließ mehr als die Hälfte der
Beschäftigten. Am 25 April 1994 wurden schließlich fast alle
restlichen Bescäftigten entlassen, übrig blieben nur die Manager, die
eigentlich die Hauptschuld am Tod der Firma trugen. Im riesigen
Firmengelände wo einst über 1500 Mitarbeiter beschäftigt waren, gab
es nur mehr 20 Angestellte. Am 29 April musste Commodore dann
entgültig bekannt geben, dass man unfähig zur Schuldentilgung sei und
das Geschäft einstellen müsse.
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